4 Tipps zum Wiedereinstieg in den Job nach langer Abwesenheit
Jetzt ist es auch dir passiert – du bist für mehrere Wochen oder gar Monate krankgeschrieben. Von heute auf morgen, ohne Vorwarnung und somit ohne Übergabe oder Vertretung. Einfach mal weg!
Doch nun ist diese Zeit vorbei und es steht der Wiedereinstieg an. Der erste Gedanke ist dann oft: Bloß nicht! Und damit verbunden: Ich muss kündigen! Allein die potenziellen Fragen der Kollegen, die bestimmt sauer sind, weil sie so lange deine Aufgaben mit abdecken mussten, das Gespräch mit dem Chef, dem man sich stellen muss – alles ein Graus! Und wie soll das überhaupt gehen – den ganzen Tag am Schreibtisch still sitzen?
Aber halt: Welche Möglichkeiten gibt es überhaupt? Und wie kannst du den Wiedereinstieg für dich so angenehm wie möglich gestalten?
Als erstes gilt: Möglichst neutral und sachlich reflektieren
Bei dir macht sich vielleicht das schlechte Gewissen bemerkbar. Schon alleine, weil deine Kollegen, zusätzlich zu ihren Aufgaben, noch all deine To-dos mit abdecken mussten. Oft kommt dann auch der Gedanke: Warum nicht einfach kündigen? Fühlt sich irgendwie leichter an. Dann musst du dich nicht mit potenziell unangenehmen Fragen, vergessenen Passwörtern, liegengebliebenen und unliebsamen Aufgaben, Chefs und überlasteten Kollegen beschäftigen, sondern bist einfach mal weg! Doch Stopp: Ist das wirklich die beste, wenn vermeintlich auch einfachste Lösung? Ist die Arbeit wirklich so schlimm? Die Kollegen oder der Chef so unmöglich? Potenzielle Fragen so furchtbar? Und warum eigentlich das schlechte Gewissen? Schließlich ist keiner gerne oder freiwillig für längere Zeit krank. Das sollte auch der Arbeitgeber verstehen.
Denn: Bei einer längeren Abwesenheit verfärbt sich oft unsere Erinnerung, die Dinge sind in Wahrheit meist anders als wir sie im Gedächtnis haben– und oftmals nicht einmal halb so schlimm wie wir sie uns vorstellen. Meist ist eher das Gegenteil der Fall: Die Kollegen voller Verständnis, es kommen keine unangenehmen Fragen, der Chef versucht einem den Wiedereinstieg so angenehm wie möglich zu gestalten. Es lohnt sich also, zweimal hinzusehen und dem alten Job, den alten Kollegen, dem alten Chef eine zweite Chance zu geben. Das gilt auch für das eigene Selbstbewusstsein. Denn einfach das Handtuch zu werfen war noch nie eine gute Lösung.
Den Wiedereinstieg wagen: Welche Möglichkeiten habe ich?
Sobald es wieder zurück in den alten Job geht, gibt es zunächst zwei Möglichkeiten:
- Du kannst direkt wieder in die Vollen gehen, also gleich mit voller Stundenzahl wieder einsteigen.
- Oder du steigst über das Hamburger Modell wieder ein: Das Hamburger Modell wird von den Krankenkassen gefördert und richtet sich in Länge und Umfang nach der Dauer der Krankschreibung sowie der ursprünglichen Wochenarbeitszeit. Bei fünf Monaten Krankschreibung heißt das zum Beispiel sechs Wochen Hamburger Modell. Die Anzahl der Stunden kann hier auf vielfältige Art und Weise gestaffelt werden. Ein Beispiel wäre: 2 Wochen mit 4 Stunden/Tag, 2 Wochen mit 5 Stunden/Tag und weitere 2 Wochen mit 6 Stunden/Tag.
Während der Dauer des Hamburger Modells bist du allerdings weiterhin krankgeschrieben und erhältst Krankengeld. Stunden und eventuelle Überstunden werden so daher nicht angerechnet. Zum Hamburger Modell kann dich in der Regel dein Hausarzt oder die Krankenkasse direkt sehr gut beraten. Der Antrag wird über den Hausarzt ausgefüllt.
Zu beachten ist: Der Arbeitgeber muss dem Hamburger Modell und dessen Umfang zustimmen. Das lässt sich aber schnell telefonisch, per E-Mail oder in einem persönlichen Gespräch klären und stellt im Normalfall kein Problem dar. Schließlich zahlt der Arbeitgeber nichts, du bist als Arbeitskraft aber zumindest stundenweise wieder da und übernimmst Aufgaben, die sonst weiterhin von deinen Kollegen übernommen oder liegen bleiben würden.
Solltest du während oder am Ende deines Hamburger Modells feststellen, dass es dir doch noch zu viel ist und du der Belastung noch nicht wieder gewachsen bist, kann das Hamburger Modell auch verlängert werden.
So oder so gilt: Frühzeitig das Gespräch mit dem Vorgesetzten suchen
Egal, ob du gleich in die Vollen gehst oder über das Hamburger Modell den Wiedereinstieg wagst: Du solltest auf jeden Fall das Gespräch mit deinem Vorgesetzten suchen. Hier können Rahmenbedingungen angepasst, Aufgaben gegebenenfalls neu verteilt oder andere Faktoren, die dich vorher gestört haben, verändert werden. Es gilt die Devise: Mutig vor! Zu verlieren hast du nichts. Das ist deine Chance, dir deinen Arbeitsplatz so zu gestalten, wie du es gerne hättest! Mehr als „Nein“ sagen, kann dein Chef nicht.
Und wenn der Unmut doch zu groß ist und eine Rückkehr zum alten Arbeitsplatz einfach unvorstellbar erscheint?
In diesem Fall bleibt dir immer noch die Kündigung. Oder du einigst dich mit deinem Arbeitgeber auf einen Aufhebungsvertrag. Ein Versuch ist es wert! Wenn du dich dann bei der Arbeitsagentur zwecks beruflicher Neuorientierung meldest, ist es gut, wenn du deine Möglichkeiten kennst. Vielen Arbeitssuchenden ist gar nicht klar, dass sie mit dem Arbeits- und Vermittlungsgutschein (AVGS) über die Arbeitsagentur ein maßgeschneidertes Bewerbercoaching machen können. Das Coaching bringt dir die Chance, deine Interessen und Möglichkeiten neu auszuloten, bevor du dich in den nächsten Job stürzt.
Mit einem Coach deiner Wahl kannst du deine berufliche Standortbestimmung analysieren und ihr werdet gemeinsam herausarbeiten können, in welchem beruflichen Umfeld du dich in deiner jetzigen Lebenssituation bestmöglich entfalten kannst. Dein Coach wird dich dabei unterstützen, beruflich wieder Fuß zu fassen. Jeder Coachee hat dabei ganz eigene Bedürfnisse und offene Fragen. Manche Coachees legen den Fokus auf die Bewerbungssituation und wollen typische Fragen im Vorstellungsgespräch vorbereiten oder Sachfragen zu Anschreiben, Lebenslauf und der Bewerbung an sich klären. Andere wiederum wollen grundsätzlich für sich heraus finden, in welchem Umfeld sie mittelfristig erfolgreich und zufrieden arbeiten können. Wie auch immer deine Fragen und Bedürfnisse sind: Wichtig ist, dass du mit einem Gutschein der Arbeitsagentur professionelle Unterstützung eines AVGS-Coaches erhältst, der mit dir solche Themen klären kann.